Mascha Madörin – feministische Ökonomin [Rezension]

Von Brigitte Kratzwald, Graz (www.commons.at)

Zum ersten Mal hörte ich den Namen Mascha Madörin in Zusammenhang mit dem Begriff Care. Von da an war sie oft meine Referenz, wenn es um das Ausmaß und die gesellschaftliche Bedeutung der unbezahlten Arbeit ging. Aber der Horizont und der Arbeitsbereich von Mascha Madörin waren viel weiter. Sie begann in der Entwicklungspolitik und erlebte in Südafrika und Mozambique nicht nur die Auswirkungen der Apartheidpolitik, sondern auch die Probleme nachkolonialer Ökonomien. Sie war Mitbegründerin der Anti-Apartheidbewegung und kritisierte früh die neoliberalen Entwicklungsprogramme der Weltbank. Anschließend beschäftigte sie sich mit dem Finanzplatz Schweiz und gründetet die gleichnamige Aktionsplattform. Schon früh erkannte sie die Bedeutung der Finanzindustrie und ihre enge Verknüpfung mit vielen anderen Wirtschafts- und Gesellschaftsbereichen. Seit den 1990er Jahren schließlich gehörte sie zu den Wegbereiterinnen einer feministischen Ökonomie.

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Wegweiser Solidarische Ökonomie [Rezension]

wegweiser_titel_2_auflage.inddElisabeth Voß, langjährige Aktivistin und Autorin im Feld der alternativen und solidarischen Ökonomien hat ein vor allem für Einsteiger_innen sehr lesenswertes Buch vorgelegt.

Zuerst widmet sie sich den Begriffen und Definitionen. Was ist genau gemeint, wenn von „solidarischer Ökonomie“ gesprochen wird? Meist werde darunter, im engeren Sinne, so Voß, „wirtschaftliche Selbsthilfe in kleineren oder größeren Gemeinschaften“ gemeint. Davon ausgehend diskutiert sie im zweiten Schritt die vielfältigen Aspekte und auch Konfliktfelder alternativen Wirtschaftens: Markt und Staat, lokal und regionales Handeln, Verständnisse und Wertigkeiten von „Arbeit“, Teilen und Nutzen statt Besitzen, Selbsthilfe und Eigentum und so weiter. Im dritten Kapitel stellt sie dann die verschiedenen „theoretischen“ Konzepten solidarischen Arbeitens und Wirtschaftens vor. Hier geht es um Degrowth und Post-Wachstum, um Commons und feministische Ökonomie(kritik), um Genossenschaften und Gemeinwesenarbeit, und nicht zuletzt um die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen solidarischen und sozialen Ökonomien.

Den Hauptteil des Buches bilden dann die Praxisbeispiele solidarischen Wirtschaftens, die nach „Themenfeldern“ sortiert aufgeführt werden. Voß nennt eine Vielzahl an Namen und Strukturen, unter anderem aus den Bereichen Landwirtschaft, Wohnen, Energie bis hin zu Finanzen, Soziokultur, Medien und Archiven.

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Filmdokumentation zu Ernährungssouveränität in Zeiten des Klimawandels

Ernährungssouveränität ist die zentrale Forderung der kleinbäuerlichen Bewegungen in Bangladesch. Angesichts von Klimawandel, Flächenknappheit und Landkonflikten setzen sie sich für eine gerechte Landverteilung und eine selbstbestimmte Agrarproduktion ein. Eigene Parzellen sowie kulturell und ökologisch angepasstes Saatgut sehen sie als Basis für die Nahrungsmittelversorgung. Die Bewegungen verfolgen ihre Ziele gegebenenfalls mit radikalen Mitteln: Sie besetzen und bewirtschaften Land, das ihnen laut Gesetz zusteht, aber aufgrund von Korruption nicht übertragen wird.
Der Anbau für den Eigenbedarf und die lokalen Märkte wird durch die Kapitalisierung des Agrarsektors stark gefährdet. Seit der “Grünen Revolution” in den 1960er Jahren nimmt der Einfluss von Saatgut- und Chemiekonzernen beständig zu. Die Abhängigkeit von Dünger, Pestiziden und modifizierten Samen sowie die infrastrukturellen Eingriffe durch Staat und Weltbank haben die Lebensbedingungen der Kleinbäuerinnen und -bauern verändert. Höhere Produktionskosten und sinkende Bodenfruchtbarkeit sind die Schattenseiten der gesteigerten Ernten, die viele in die Verschuldung treibt. Heute gelten drei Viertel aller Bangladeschis offiziell als landlos und haben laut “Kash-Land-Gesetz” Anspruch auf eigene Parzellen. Doch Korruption in Politik und Verwaltung verhindern die Enteignung von Großgrundbesitz und die Übertragung von Staatsflächen.

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AUFRUF ZUR BETEILIGUNG AN DER „DEGROWTH-KONFERENZ 2014“ IN LEIPZIG

Degrowth. Postwachstum. Décroissance. Wachstumswende. – All diese Begriffe beschreiben eine Entwicklung, die nicht neu ist, aber aktuell an Bedeutung gewinnt: Die Suche nach Gesellschaftsentwürfen jenseits eines von Krise zu Krise taumelnden ökonomischen Wachstumsparadigmas.

„DEGROWTH-KONFERENZ 2014“ IN LEIPZIG
Vom 2. – 6. September 2014 wird in Leipzig die vierte internationale „Degrowth“-Konferenz stattfinden und einen Raum zur Fortführung dieser Suche und ihrer praktischen Erprobung bieten. Wie sehen Wirtschaft, Gesellschaft und Politik jenseits vom Wachstumszwang aus? Auf welchen Lebens- und Gemeinschaftsmodellen gründet eine Postwachstumsgesellschaft? Wie kann die Transformation hin zu einer ökologisch nachhaltigen und sozial gerechten Gesellschaft gestaltet werden? Unter dem Konferenztitel „Degrowth for Ecological Sustainability and Social Equity – bridging movements towards the great transformation” sollen zentrale Fragen ausgelotet werden. Dieser Brückenschlag zwischen wissenschaftlicher Theorie, politischer Bewegung, praktischer Umsetzung und künstlerischer Reflektion, soll die unterschiedlichen Perspektiven von über 1000 internationalen Teilnehmer*innen zusammenbringen – auf das sich fruchtbare Synergien entfalten und gemeinsame Visionen entstehen.

BETEILIGUNGSFORMEN
Die „Degrowth-Konferenz 2014“ soll DEINEN bzw. IHREN Ideen ein Forum bieten – ob als Wissenschaftler*in, Akteur*in der politischen Bewegung oder Praktiker*in mit Degrowth-Bezug. Deshalb laden wir dazu ein, gemeinsam das vielschichtige Konferenzprogramm zu gestalten. Folgende Möglichkeiten zur Mitwirkung wird es geben:

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Land Grabbing als Win-Win-Situation?

Auch wenn es nur in Anführungsstrichen steht – immerhin wird es noch Land Grabbing genannt. Land Grab ist das Schlagwort für die Explosion (trans)nationaler kommerzieller Landtransaktionen, die gegenwärtig um die Produktion und den Export von Lebensmitteln und Agrotreibstoffen kreisen. Ein Kommentar auf tagesschau.de (siehe http://www.tagesschau.de/ausland/landgrabbing100.html) versucht zwischen positiven und negativen Folgen der neuen Landnahme abzuwägen: Das als Agro-Imperialismus titulierte Phänomen führt zu großflächigen Vertreibungen und raubt zahlreichen Menschen ihre Lebensgrundlage. Gleichzeitig könnten die Menschen in den  Ländern des zumeist globalen Südens die Technik und die Kapitalinvestitionen in den Agrarsektor gut gebrauchen. Es müsse nur ein vernünftiges Regelwerk her.

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