Leerstand Hamburg

Hamburg ist teuer. So teuer, dass mit mancher Immobilie kein Geld zu machen ist. Dann steht sie eben leer. Wie das Mui-Hotel auf Sankt Pauli. Das wurde am vergangenen Wochenende kurzzeitig besetzt, um auf den Skandal der „Leerstands-Normalität“ hinzuweisen. Mehr als 1,2 Millionen Quadratmeter Büroflächen stehen leer und in den nächsten zwei Jahren werden noch einmal 600.000 Quadratmeter in neuen Immobilien dazukommen. Gleichzeitig gibt es in den innenstadtnahen Wohnvierteln einen akuten Mangel an Wohnraum. Schaut man genau hin, sind die Symptome dessen an jeder Ecke wahrnehmbar (vgl. leerstandhamburg.blogsport.de, ein Blog mit Fotos und Infos zu leerstehenden Häusern in Hamburg). So sind beispielsweise die Mieten auf Sankt Pauli zwischen 2005 und 2009 um 27,7% gestiegen; viele Hamburgerinnen und Hamburger geben nahezu 50% ihres gesamten Nettoeinkommens für ihr Zuhause aus. Dem anhaltenden Druck der Bewegung „Recht auf Stadt“ begegnet jetzt auch schon die SPD Hamburg: Sie will per Gesetz die Zweckentfremdung von Wohnraum untersagen, härtere Maßnahmen gegen Verantwortliche erzwingen und damit die Wieder- und Zwischenvermietung leichter machen. Parallel zum Leerstand wird der soziale Wohnungsbau immer weiter zurückgefahren [die Zahl der Sozialwohnungen sank von über 150.000 (2000) auf rund 105.000 (2007)], so dass sich mittlerweile auf jedes Angebot der SAGA-GWG 120 Wohnungssuchende bewerben.

Volksentscheide gegen Privatisierung?!

In Hamburg will die Gewerkschaft ver.di Volksentscheide zu Privatisierungen erzwingen und diesen Grundsatz in der Verfassung des Stadtstaates verankern (die taz berichtete). Falls der Senat Staatsbetriebe verkaufen wolle, müsse er spätestens vier Monate nach dem Veräußerungsbeschluß einen Volksentscheid darüber abhalten. Das beträfe alle öffentlichen Unternehmen, die »dem Gemeinwohl, der Daseinsvorsorge und der Infrastruktur« Hamburgs dienten. Die erste Runde ging flott: Nach gut drei Wochen hat die Initiative „Die Stadt gehört uns – Keine Privatisierung gegen den Bürgerwillen“ deutlich mehr als die notwendige Zahl der Unterschriften zur Einleitung eines Volksbegehrens  gesammelt und übergaben diese am 19. August an Vertreter der Senatskanzlei. 13.836 Bürgerinnen und Bürger unterschrieben die Volksinitiative und unterstützten damit die Idee, per Volksentscheid die Politiker zu verpflichten, vor einem Verkauf städtischen Besitzes das Volk zu befragen. Mehr lesen

Spaßbremse Apple

In einem Gerichtsverfahren gelang es dem amerikanischen Unternehmen Apple im dritten Anlauf die deutsche Firma koziol dazu zu bewegen, einen Eierbecher, der unter dem Namen „eiPott“ vertrieben wurde umzubenennen. Das Gericht begründete das Urteil damit, dass man den Eierbecher eventuell mit Apples iPod verwechseln könnte. Quelle: gulli.com

Journalismus 3.0

Heutzutage wandelt sich in vielen Bereichen das Bild: Oftmals liegen die interessanten Daten aufgrund gesetzlicher Veröffentlichungspflichten völlig offen bei Behörden und auf Websites, oder stecken in frei publizierten Geschäftsberichten. Einst war es im investigativen Journalismus vor allem wichtig, sensible Dokumente aufzufinden und dann zu veröffentlichten. Daher entstehen im Journalismus neue Strategien, die sich „Computer Assisted Reporting„, kurz CAR, nennen.

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Microsoft: Lieber eine Raubkopie statt freier Software?

Firmen wie Microsoft wäre es lieber, man würde eine Raubkopie ihrer Software benutzen, anstatt auf Open Source Alternativen zurück zu greifen, was aber legal wäre. Indirekt wird die illegale Benutzung sogar von den Herstellern gefördert, findet Jon „maddog“ Hall auf der FrOSCon. Bei einem afrikanischen Projekt hätte er den Betreibern empfohlen, für die Bildbearbeitung Gimp zu benutzen, anstatt den Anwendern illegale Kopien von Photoshop zu vermitteln. Für die meisten Anwendungen sei das Programm Gimp völlig ausreichend. Dann müsste sich die Business Software Alliance (BSA), ein unter der Federführung von Microsoft 1988 gegründeter internationaler Interessenverband von Softwareanbietern, auch nicht mehr darüber beschweren, dass ein Großteil der Programme schwarzkopiert werden. Natürlich wären die Anwender dann auch vermehrt mit freier anstatt mit kommerzieller Software vertraut. Ob das allerdings im Sinn von Adobe, Microsoft & Co. wäre!? Mehr lesen

OpenSolaris jetzt Illumos

Bei Oracle, Sun und dem Betriebssystem Solaris ist gerade sehr schön zu beobachten, was passiert, wenn offener Code privatisiert und die nicht-kommerzielle Community ausgesperrt wird: Dann macht sie es eben selbst. Nachdem die Distribution von OpenSolaris seitens des Software-Konzerns Solaris faktisch eingestellt worden war und die Veröffentlichung von Quellcode nur noch der Binärdistribution von Solaris folgen sollte, hatte die OpenSolaris Communitiy das Projekt Illumos ins Leben gerufen. Denn nach Ansicht der Entwickler hatte sich der Konzern nicht an seine Versprechen oder die von Sun, der ursprünglichen Entwicklerfirma und mittlerweile von Oracle aufgekauft, bezüglich einer gemeinsamen Entwicklung des Projekts gehalten.(1) Illumos will auch bisher proprietäre Teile des Betriebssystems offen und frei nachbauen. Enthusiastisch formuliert: Im Kosmos von Teilen statt Tauschen führt Abschließung zu mehr Offenheit.

„Krach schlagen statt Kohldampf“

Bundesweite Erwerbslosen-Demonstration
Die Demonstration findet am Sonntag, 10. Oktober 2010, in Oldenburg statt. Treffpunkt ist um 13 Uhr an der Südseite des Hauptbahnhofs. Am 9. Oktober findet in Oldenburg eine Veranstaltung zur Neufestsetzung der Regelsätze statt. Einen Fachvortrag hält Rudolf Martens, Experte des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes. Mehr lesen im Extrablatt. Einkommen zum Auskommen oder bei www.krach-statt-kohldampf.de

Geldvermögen vs. Staatsverschuldung

Immer wieder wird in den Medien über die enorme Verschuldung der öffentlichen Haushalte geklagt und die Entwicklung der Geldvermögen werden dabei konsequent ausgeblendet. Kredite und Guthaben sind jedoch die beiden Seiten derselben Medaille, ohne Guthaben keine Kredite und umgekehrt. Aus der Gewerkschaft kam jetzt die Idee, der Schuldenuhr des Bundes der Steuerzahler ein Zählwerk für die Entwicklung der Geldvermögen gegenüber zu stellen. Diese Vermögensuhr sollte in der Lage sein, die immer wieder erhobene Behauptung, wir hätten über unsere Verhältnisse gelebt, optisch auf einen Blick erfaßbar zu widerlegen und stattdessen den Zusammenhang zwischen öffentlicher Verschuldung.

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Kapitalismus in der Meinungskrise

Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung hat ergeben: Die Wirtschaftskrise hat die Deutschen nachdenklicher und wachstumskritischer gemacht. Mag sein, dass die Konjunktur wieder anzieht – aber nur noch ein Drittel der Bürger glaubt daran, dass das Wachstum automatisch auch ihre private Lebensqualität steigern wird. Fast 90 Prozent fordern demgegenüber eine neue Wirtschaftsordnung, in der der Umweltschutz einen höheren Stellenwert hat als bisher und die den sozialen Ausgleich in der Gesellschaft  anstrebt. Mehr lesen

Commonistischer Blick in den Weltraum

Das Distributed-Computing-Projekt Einstein@home erzielte kürzlich einen Erfolg: Teilnehmer des Projekts entdeckten erstmals einen bisher unbekannten Pulsar. Bisher waren bei Einstein@home, das ein Drittel seiner Rechenzeit der Suche nach Pulsaren widmet, lediglich bereits bekannte Pulsare „wiederentdeckt“ worden. Da jede „Workunit“ – darunter versteht man beim Distributed Computing zu analysierende Datenpakete – aus Gründen der Verlässlichkeit an zwei Teilnehmer verschickt und die Ergebnisse verglichen werden, gab es auch zwei Teilnehmer-Accounts, denen die Ehre der Entdeckung zufällt. Es handelt sich dabei um Chris und Helen Colvin aus dem US-amerikanischen Iowa und den Musikinformatik-Studenten Daniel Gebhardt von der Universitaet Mainz. Ein ähnliches verteiltes Projekt ist SETI@home (Search for extraterrestrial intelligence at home, englisch für „Suche nach außerirdischer Intelligenz zu Hause“), das sich mit der Suche nach außerirdischem intelligenten Leben befasst. Mehr lesen

Power Structure Research

In den Sozialwissenschaften haben Systementwerfer wie Talcott Parsons (1964) und Niklas Luhmann (1997) einen Begriff von Weltgesellschaft vorbereitet, wie er subjektloser und indifferenter nicht sein kann. Dieser Begriff erlaubt Handlungsorientierungen allenfalls denjenigen, die das System praktisch beherrschen. Doch wo Theorie ins Leere führt, finden sich nicht zuletzt in der Massenkultur Ansätze eines „cognitive mapping“ (Jameson) globaler Totalität. Mithilfe der „geopolitischen Ästhetik“ (Jameson) von „Weltfilmen“ (global vermarkteten Hollywoodproduktionen) erfahren wir, wie der Versuch der Insertierung der amerikanischen Perspektive in die übrigen Regionen verläuft. Wir sehen, wie die amerikanische Machtelite die Welterklärungs-Schemata des Kalten Krieges, des Trikontismus usw. ablegt, wie sie zu Globalmodellen vordringt, die einerseits etwas vom kolonialistischen Blick der Zeit vor dem ersten Weltkrieg haben, andererseits mit dem Cyberspace operieren. Die Voraussetzungen für die konkrete Beobachtung und Beschreibung der Akteure in diesem von den Strukturen der Moderne nicht mehr strukturierten globalen Raum hat – neben ‘Hollywood’ – das US-amerikanische, von H.J. Krysmanski „importierte“ Power Structure Research geschaffen.

Negri und Hardt über die Rolle der Metropole…

…als Produktionsort, -subjekt und -objekt des Gemeinsamen („Common“), von wo aus die gegenwärtige Form des Klassenkampfes, der commons-basierte Exodus, über die kapitalistischen Verhältnisse hinausgeht:

Ein ungeheures Reservoir des Gemeinsamen ist die Metropole selbst. Die Entstehung der modernen Städte war, wie Stadtforscher und Architekturhistoriker aufzeigen, eng verknüpft mit der Entwicklung des Industriekapitals. Die geografische Konzentration von Arbeitern und Ressourcen, die Nachbarschaft anderer Industrien, das Vorhandensein von Kommunikations und Verkehrsmitteln und andere Merkmale des städtischen Lebens sind notwendige Elemente der industriellen Produktion. Während des gesamten 19. und 20. Jahrhunderts determinierten Industrie und Fabrik, ihre Erfordernisse, Rhythmen und Formen gesellschaftlicher Organisation das Wachstum der Städte und die Merkmale des urbanen Raums. Heute nun werden wir Zeugen einer Verschiebung, nämlich des Übergangs von der industriellen zur biopolitischen Metropole. In der biopolitischen Ökonomie gibt es eine intensivere und unmittelbarere Beziehung zwischen dem Produktionsprozess und dem Gemeinsamen, das die Stadt im Kern ausmacht. Die Stadt ist nämlich nicht bloß eine bauliche Umgebung, die aus Häusern, Straßen, U-Bahnlinien, Parks, Abwasserkanälen und Telekommunikationskabeln besteht, sondern sie ist zugleich die lebendige Dynamik kultureller Praktiken, intellektueller Kreise, affektiver Netzwerke und sozialer Institutionen. Solche Elemente des Gemeinsamen, wie man sie in der Stadt antrifft, sind gleichermaßen Voraussetzung und Ergebnis der biopolitischen Produktion; die Stadt ist die Quelle des Gemeinsamen und das Bassin, in dem es zusammenfließt. (Wir werden die Dynamiken der biopolitischen Metropole ausführlicher im Anschluss an den vierten Teil erörtern, im Abschnitt »De corpore 2«.)

Den Volltext gibts online leider bisher nur in englischer Sprache zum Download, hier oder hier, oder zur Not eben selber googeln.

Privateigentumsfolgen: Patente lassen sterben

Personen, die an der Krankheit Morbus Fabry leiden, haben seit Mitte vergangenes Jahr ein Problem. Der Pharmakonzern Genzyme musste wegen Virenkontamination (bzw. mangelnder Bereitschaft, mehr Geld in sauberere Produktionsumgebungen zu investieren) wiederkehrend ein Werk schließen, das lebenswichtige Medikamente herstellt. Bis heute kann der Konzern daher nicht ausreichend Medikamente nachproduzieren. Ein Patent hindert andere Hersteller jedoch an der Produktion des Mittels. Eine Petition soll das Patent nun außer Kraft setzen. Mehr lesen