In Frankreich wohnen

zero gravity
[auro]
Den Gedanken, woanders zu wohnen und zu leben, hatte der*die eine oder andere sicher schon mal. Denn woanders ist es schön, warm, sonnig – eben anders, wie zum Beispiel in Frankreich. Ernüchterung tritt ein, wenn klar wird, dass zur Miete wohnen in Frankreichs schönen Ecken mindestes genauso teuer ist, wie in den größeren Städten der BRD. Also nicht bezahlbar mit „normalen“ Gehältern oder weniger. Im aktuellen Berliner Mietercho berichten Grischa Dallmer und Matthias Coers nicht nur von Prostesten rund um das Wohnen, von den Mietpreisen und schlechten Lohnentwicklungen in Frankreich, sondern erläutern das dortige einklagbare Recht auf Wohnraum und Sozialwohnungen.

DAL: droit au logement (=Recht auf Wohnraum)
DALO: droit au logement opposable (=einklagbares Recht auf Wohnraum)
HLM: habitation à loyer modéré (=Wohnung mit gemäßigter Miete), Sozialwohnung
[…] DAL entstand 1990 aus einem Camp mit 500 wohnungslosen Familien in Paris und bis heute haben sich in 27 Städten DAL-Komitees gegründet. Insgesamt konnten sie erwirken, dass 22.000 Menschen in HLM-Wohnungen einziehen konnten. HLM ist das System sozialer Wohnraumversorgung in Frankreich. Staatlich subventioniert gewährleisten diese Wohnungen wesentlich geringere Wohnkosten als der an Profit orientierte private Wohnungsmarkt. Rund 44% aller Mieter/innen wohnen in HLM, deren Mieten an Richtwerte gebunden sind, die aus den Lebenshaltungskosten errechnet werden.

Durch die Ausweitung des privaten Wohnungsmarktes, die Inwertsetzung/Kommodifizierung von Wohnraum und den enormen Leerstand auf dem privatisierten Wohnungsmarkt steigt die Nachfrage nach HLM Wohnungen enorm:

Nur rund 420.000 Menschen bekommen pro Jahr eine HLM-Wohnung, aber auf den Wartelisten stehen 1,2 Millionen.

Die Autoren berichten, dass DAL in den letzten Jahren verschiedene Rechte erkämpft hat, die aber mangelhaft umgesetzt werden:

Das sind in erster Linie das einklagbare Recht auf Wohnraum (DALO), das Recht auf Unterbringung und das Beschlagnahme-Gesetz. Letzteres erlaubt es dem Staat, leerstehenden Wohnraum, der Großeigentümern wie Banken und Konzernen gehört, zu beschlagnahmen und in HLM-Wohnungen umzuwandeln.

Sie schreiben, dass Camps und Wohnungsbesetzungen in Frankreich – wie etwa auch in Berlin, wo ein Recht auf Wohnen ebenfalls in der Verfassung festgehalten ist, – notwendig sind, um dieses Recht durchzusetzen.

One Response to “In Frankreich wohnen”

  1. Astrid,

    Danke fuer den Artikel.
    Vielleicht hlift dies, bewusst zu machen dass es normal sein sollte unter menschenwuerdigen Bedingungen zu wohnen. In Deutschland gibt es ja immer noch diese schlimme Fixierung auf das Geld.
    Hinzuzufugen waere nch dass es in Frankreich mehrere Assoziationen (private Initiaitven) gibt, die sich fuer die Durchsetzung dieser Rechte engagieren. Zudem gibt es sogar Wohngeldleistungen fuer die Abzahlung von Krediten, falls ein Wohnungseigentuemer in finanzielle Not geraet. Eine ganz andere Heransgehensweise als die drakonischen Gesetze in Deutschland.

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