Was gegen Eigentum spricht

„Mieten“ ist eine kulturelle Errungenschaft, etwas Hochdemokratisches. Es geht nicht immer nur um den Eigentumserwerb. (Berliner Zeitung, 22.5.2014)

Vogelhaus
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Ein Film über Rebellen läuft derzeit in Berliner Kinos und porträtiert die Menschen, die sich seit vielen Jahren um bezahlbaren Wohnraum in Berlin engagieren. Der Film „Mietrebellen“ von Gertrude Schulte Westenberg und Matthias Coers zeigt die Kämpfe und die Menschen dahinter.

Zur Miete wohnen können ist kein naturgegebener, sondern ein erkämpfter demokratischer Zustand, wie es Matthias Coers in dem zitierten Interviewausschnitt in der Berliner Zeitung auf den Punkt bringt. Dinge die Allgemeingut sind und bleiben sollen, waren und sind umkämpft. Eigentum an Wohnraum ist nicht verwerflich, aber im Sinne einer emanzipativen Gestaltung von Wohn- und Lebensverhältnissen in der Stadt kontraproduktiv.

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Project Gooseberry: Open Source Animations-Langspielfilm im Entstehen

CC Projekt Gooseberry
CC Projekt Gooseberry

Die Blender-Foundation setzt sich für Open Source ein, nicht nur indem sie die Entwicklung von „Blender“ vorantreibt, einem mächtigen Werkzeug zur Herstellung von digitalen Filmen, sondern auch indem sie die Leistungsfähigkeit dieses Werkzeugs durch die Produktion von Filmen unter Beweis stellt – Filme, die wiederum unter Open Source-Lizenzen frei zugänglich und aufführbar sind. Das Gesamtprojekt Blender liefert damit ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie die Produktion von (Kultur-)Gütern und die Aneignung der dazu notwendigen Produktionsmittel Hand in Hand laufen können – wenn es das zugrundeliegende Eigentumsmodell zulässt bzw. sogar herausfordert.

Vier Open Movies hat die Blender Foundation bisher realisiert: Bei „Elephants Dream„, „Big Buck Bunny„, „Sintel“ und „Tears of Steel“ handelte es sich jeweils um Kurzfilme mit Längen unter 20 Minuten. Jetzt plant die Blender Foundation ihren ersten Langspielfilm, der – im Gegensatz zu den Kurzfilmen, die in Amsterdam entstanden – von weltweit verteilten Teams hergestellt werden soll, wenn die gerade angelaufene Crowdfunding-Kampagne erfolgreich ist. Einen Titel gibt es noch nicht, nur den Projektnamen: Gooseberry, englisch für Stachelbeere und die Story ist noch geheim, aber die Hauptrolle spielt ein Schaf, das „ein interessantes Leben hat“.

Keimformen, zur Realutopie zusammengedacht

Der Autor der Broschüre „Freie Quellen oder wie die Produktion zur Nebensache wurde“, Christian Siefkes, dankt den (…) den Beteiligten des World-Cafés zum Thema „Produktionsstrukturen transformieren“ auf dem Keimform/RLS-Workshop „COM’ON!“ im Dezember 2011. Manche der dort diskutierten Ideen sind direkt in den Text eingeflossen. Vielen Dank für diesen Text!

Vielen Dank, Nato!

Keiner kann es den Commons zum Vorwurf machen, wenn die grundsätzlich Falschen sich plötzlich als Beschützer der Commons inszenieren. Vielmehr müssen wir es zur Kenntnis nehmen und entschlüsseln bzw. übersetzen: Wenn die Nato von „Assured Access to the Global Commons“ spricht, dann kann das nur das Gegenteil von dem bedeuten, was Commons global macht: Die Aneignung dieser Commons durch den mächtigsten Militärapparat der Welt zu den Bedingungen und zur Sicherung der Wirtschaftsweise, die diesen Militärblock hervorgebracht hat, finanziert und der zu deren Weiterexistenz nötig ist.

Filmdokumentation zu Ernährungssouveränität in Zeiten des Klimawandels

Ernährungssouveränität ist die zentrale Forderung der kleinbäuerlichen Bewegungen in Bangladesch. Angesichts von Klimawandel, Flächenknappheit und Landkonflikten setzen sie sich für eine gerechte Landverteilung und eine selbstbestimmte Agrarproduktion ein. Eigene Parzellen sowie kulturell und ökologisch angepasstes Saatgut sehen sie als Basis für die Nahrungsmittelversorgung. Die Bewegungen verfolgen ihre Ziele gegebenenfalls mit radikalen Mitteln: Sie besetzen und bewirtschaften Land, das ihnen laut Gesetz zusteht, aber aufgrund von Korruption nicht übertragen wird.
Der Anbau für den Eigenbedarf und die lokalen Märkte wird durch die Kapitalisierung des Agrarsektors stark gefährdet. Seit der “Grünen Revolution” in den 1960er Jahren nimmt der Einfluss von Saatgut- und Chemiekonzernen beständig zu. Die Abhängigkeit von Dünger, Pestiziden und modifizierten Samen sowie die infrastrukturellen Eingriffe durch Staat und Weltbank haben die Lebensbedingungen der Kleinbäuerinnen und -bauern verändert. Höhere Produktionskosten und sinkende Bodenfruchtbarkeit sind die Schattenseiten der gesteigerten Ernten, die viele in die Verschuldung treibt. Heute gelten drei Viertel aller Bangladeschis offiziell als landlos und haben laut “Kash-Land-Gesetz” Anspruch auf eigene Parzellen. Doch Korruption in Politik und Verwaltung verhindern die Enteignung von Großgrundbesitz und die Übertragung von Staatsflächen.

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Weniger wachsen? Schrumpfen!

logo-degrowth-headerDass es mit dem auf Ausbeutung, Mord und Naturzerstörung basierenden westlichen Wachstumsmodell nicht ewig so weitergehen kann, ist selbst überzeugten Kapitalismusbefürwortern mittlerweile klar. Aber Schrumpfen klingt nicht gut, und die gute alte Wachstumskritik kommt labeltechnisch auch ziemlich sperrig rüber. Wenn schon nicht das locker luftige „Décroissance“, dann doch wenigstens „Degrowth“: Unter diesem Titel wird 2014 eine große Konferenz in Leipzig in Form von wissenschaftlichen, praxisorientierten und künstlerischen Beiträgen an drei Themensträngen arbeiten: 1. Gesellschaft organisieren. Emanzipatorische Politik. Partizipation. Institutionen. 2. Sozial-ökologisch Wirtschaften. (Re)Produktivität. Commons. Beziehungen zwischen Gesellschaft und Natur. 3. Gemeinschaft leben. Buen vivir. Creative Commons. Wissen & Technologie. Mehr lesen

Leerstandsmelder.de – Open (Re-)Source for Open Cities

Von Michael Ziehl, ZwischenZeitZentrale, Bremen

In vielen Städten suchen Menschen Räume zum Wohnen, zum Arbeiten oder um ihre Freizeit zu verbringen. In denselben Städten stehen Gebäude ganz oder teilweise leer. Das muss sich ändern. Denn die Nutzung von Leerstand kann Ressourcen schonen, die Gesellschaft stärken und die Lebensqualität in Städten erhöhen. Daher gibt es die Internetseite Leerstandsmelder.de. Mit ihrer Hilfe kann Leerstand problematisiert und die Politik zum Handeln bewegt werden. Des Weiteren hilft sie beim Aufspüren geeigneter Räume.

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Das Netz, die Eigentumsfrage und digitale Commons

PiratenzauberDie Kämpfe um ökonomische Vorherrschaft und Kontrolle im Internet haben in einer Intensität zugenommen, die über das bislang Bekannte weit hinausreichen. Mit ihnen werden die Grundlagen eines Systems der offenen Informationsbereitstellung zur Disposition gestellt. Der Artikel von Jürgen Scheele aus dem Buch mit dem Titel „Piratenzauber“ zeigt ausgewählte wirtschaftliche und technologische Determinanten dieser Entwicklung auf.

Buch: Stadt der Commonisten

Stadt der CommonistenUrban Gardening, Zwischennutzung, Kleidertauschen – all diese Formen des Do it yourself liegen derzeit im Trend. Sie sind eine (anti-) politische Form, wie städtisches Leben neu angeeignet und wie mit wenig oder ohne Geld Sinn gestiftet werden kann. In Stadt der Commonisten finden sich über 130 alphabetisch sortierte, kurze Beiträge zu Themen und Haltungen aus diesem Milieu. Um nur ein knappes Dutzend zu nennen: Beete, Commons, Entschleunigung, Haus der Eigenarbeit, Kartoffelkombinat, Kunst, Mundraub, offene Werkstätten, Saatgut, Schrottregatta, Teilen, Tauschen. Viele dieser Lexikon-Einträge sind mit Links versehen, über die vertiefende Informationen – etwa zu beispielhaften Projekten – erhältlich sind. Das Buch lädt zum Stöbern und Entdecken ein, es kann von hinten nach vorne oder kreuz und quer gelesen werden, jeder Eintrag steht auch für sich.

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Rückgewinnung des Öffentlichen

fdsNach mehreren Jahrzehnten der Privatisierung kommunaler Unternehmen und Dienstleistungen, ist in den letzten Jahren eine Wiederentdeckung öffentlicher und genossenschaftlicher Unternehmen festzustellen. Privatisierungen gelten nicht mehr per se als beste Lösung für die Kommunalwirtschaft. Entscheidungen über Privatisierungen werden zurückgenommen oder es kommt zur Neugründung kommunaler Unternehmen.

Das Forum Demokratischer Sozialismus diskutiert Publikation »Re-Kommunalisierung und Ökonomie des Gemeinwesens. Dokumentation von Texten zur Rückgewinnung des Öffentlichen und Strategie der LINKEN« (Heft 4 der fds-Schriftenreihe).

The common crisis and the commons debate

banner_veranstaltung_commons_berlin Am 20.4. veranstaltet die Interventionistische Linke einen transnationalen Austausch-Workshop zur Produktion und Selbstverwaltung sozialer Güter und Rechte jenseits privater und staatlicher Besitzverhältnisse“. Zahlreiche Projekte aus Südeuropa sind eingeladen, um die Idee der Gemeingüter/Commons anhand von praktischen Initiativen zu diskutieren.

Dieser transnationale Austausch ist wichtig in Zeiten, in denen die internationale Solidarität in Deutschland schwächer ist denn je. Die Weltkriege mal ausgeklammert. Obwohl inzwischen klar ist, dass die deutsche Exportindistrie der große Gewinner des Euro ist und die relativ gute Wirtschaftslage in der BRD in direktem Zusammenhang mit dem Zusammenbruch der Wirtschaft ins Südeuropa steht, macht Deutschland weiter und zwingt über die Austeritätsargumentation Südeuropa zu Verarmungsprogrammen für die Bevölkerung. Wohlgemerkt Programmen, die Armut schaffen, nicht diese verringern sollen!

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Politisches Saatgut

- still here -
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Saatgut ist schon lange nicht nur für Blumenfreuden und Gemüseschmaus da. Es ist ein politisch umkämpftes Objekt um Bestimmungsmacht, Vielfalt, Geld und Copyright. Es ist die Auseinandersetzung zwischen großen Saatgutproduzenten und Menschen, die aus Pflanzen ihr eigenes Saatgut herstellten. Es ist die Entscheidung zwischen drei oder 3.000 Tomatensorten.
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Milchmädchenrechnungen auf dem Tempelhofer Feld

Flughafen Tempelhof
Tempelhofer Feld, Foto cc: Michael

Seit einiger Zeit geistert ein ‚Gutachten’ durch die Berliner Presselandschaft, in dem Kosten in Höhe von ca. 300 Millionen Euro diagnostiziert werden, für den Fall, dass der Tempelhofer Flughafen nicht bebaut wird. Wie bitte? Es entstehen Kosten, wenn ein Bauprojekt nicht realisiert wird? Ist das nicht eigentlich gerade anders herum? Zur Erinnerung: Der ehemalige Tempelhofer Flughafen bildet seit seiner Schließung im Jahr 2008 die größte innerstädtische Freifläche der Welt (!). Seitdem ist das Tempelhofer Feld nicht nur ein hoch geschätzter Ort für alle FreundInnen öffentlicher Freiräume, sondern auch ein Objekt der Begierde für alle, die sich auf der Suche nach innerstädtischen Baugrundstücken befinden, allen voran die Berliner Senatsverwaltung – und somit ein ziemlicher politischer Zankapfel. Und hier kommt das besagte Gutachten des Forschungsinstituts Empirica ins Spiel.

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Kollektiven Reichtum fördern

Nicht mehr alle werden alles einzeln haben. Aber mehrere gemeinsam schon. Werkzeug, Fahrzeuge, bestimmte Vorräte, der Stadtbienenstock, Zeitungen, bestimmte Arbeitsräume, Geräte:

Sharing CC BY-NC 2.0 by Toban B.
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CC BY-NC 2.0 by Toban B.
Alles Dinge, die man sich nicht mit einer Million anderer Leute teilen möchte, aber durchaus mit fünf, zehn, fünfzig, je nachdem. Kollektiver Reichtum, der Zwischenraum zwischen Individualbesitz und abstraktem Gemeineigentum werden eine herausragende Rolle spielen, wenn in einer ökologischen Übergangsgesellschaft mit begrenztem Ressourcenpool ein hohes Wohlstandsniveau erreicht werden soll. Weiterlesen in der Zeitschrift LuXemburg

Neues Buch: Solidarische Ökonomie und Commons

Annotation aus dem ak (vorm. Arbeiterkampf) – analyse & kritik – zeitung für linke Debatte und Praxis / Nr. 575 / 21.9.2012

Solidarische Ökonomie und Commons – »welcher der Begriffe jeweils Verwendung findet, hängt von persönlichen Vorlieben ab und davon, in welchem Diskussionszusammenhang man gerade steht«, schreiben die AutorInnen. Dennoch bleibt der Eindruck, eher zwei Einführungen in einem Buch zu lesen als einen Brückenschlag zwischen zwei aktuellen Debatten, die sich um ähnliche Konzepte drehen. Die Commons-Debatte wird fundiert aufgearbeitet, vom Kapitalismus-Verständnis über historische »Einhegungen« bis zu aktuellen Kämpfen um Digitale Commons und Ernährung. Für die AutorInnen stellen Commons potentiell die Keimform einer postkapitalistischen Gesellschaft dar – ihre Produktion ist nichtkapitalistisch, und zugleich erlangen die Beteiligten eine gewisse Unabhängigkeit von Markt und Staat: »Indem sich Lohnabhängige Produktionsmittel aneignen, können auch kapitalistische Betriebe Commons werden.« Andere solidarische Wirtschaftspraktiken werden nur genannt, nicht aber so reflektiert, dass interessierte Laien deren emanzipatorische Möglichkeiten einschätzen können. Neu für die deutschsprachige Diskussion ist, dass eine theoretische Perspektive, nämlich die Commons-Perspektive, die Grundlage der Analyse Solidarischer Ökonomie bildet. Auch die Kritik am baskischen Genossenschaftskomplex Mondragón ist bemerkenswert: Mit treffenden Argumenten wird gezeigt, dass Mondragón nicht als Vorbild gelten kann. Das sehen viele bisher anders.

Andreas Exner, Brigitte Kratzwald: Solidarische Ökonomie & Commons. INTRO. Eine Einführung. Mandelbaum Verlag, Wien, 2012. 138 Seiten, 10 EUR